Zum 30. Geburtstag präsentiert das Schlachthof-Kino die neue Café.Bar „Abspann“
„So, jetzt geht’s mit dem Kinoprogramm im Bürgerzentrum Alter Schlachthof los!“ Mit diesen Worten präsentierte eine Gruppe von Filminteressierten 1993 ihren Start in Soests kleinstem Lichtspieltheater.

Richard Nüsken leitet mit Begeisterung das Schlachthof-Kino
Fotos: Heyke Köppelmann

Richard Nüsken leitet mit Begeisterung das Schlachthof-Kino
Fotos: Heyke Köppelmann

Richard Nüsken leitet mit Begeisterung das Schlachthof-Kino
Fotos: Heyke Köppelmann



„So, jetzt geht’s mit dem Kinoprogramm im Bürgerzentrum Alter Schlachthof los!“ Mit diesen Worten präsentierte eine Gruppe von Filminteressierten 1993 ihren Start in Soests kleinstem Lichtspieltheater. Sie würden in einem Saal mit gerade mal 90 Plätzen ganz bewusst andere Wege gehen wollen als die großen, modernen Multiplex-Häuser mit ihren bekannten Hollywood-Blockbustern. Im neuen soziokulturellen Zentrum am Ulrichertor sollten Werke außerhalb des „Mainstream“ laufen, die sonst möglicherweise nicht nach Soest gekommen wären. Kino geht auch anders, zeigte sich: Vor dreißig Jahren öffneten sich die Türen für das Publikum, das sich beinahe in Wohnzimmer-Atmosphäre und familiärem Ambiente wähnte und sich gut unterhalten ließ.
Die Jahre kamen und gingen, die Technik schritt voran. So erfreuen sich die Besucher heute am digitalen Filmgenuss. Was sich aber nicht geändert hat: Nach wie vor schätzen die Fans „ihr Schlachthof-Kino“ als ganz besonderen Ort der Begegnung; auch Kinder fühlen sich hier wohl. Das gefällt Richard Nüsken. Der Veranstaltungsfachmann ist seit zehn Jahren als Filmtheaterleiter in Aktion und bereits so lange im Team des Kulturhauses, dass er dort wohl jede Ecke kennt. Der gebürtige Soester war schon als Kassenkraft und als Vorführer tätig und nennt noch eine weitere wichtige Konstante in dreißig Jahren: eine breit gefächerte Auswahl an Filmen und Themen, die das Publikum anspricht, das ein oder andere Mal auch fordert oder überrascht, andere Perspektiven einbringt und Sehgewohnheiten ändert. Europäische Arthouse-Filme bilden einen Schwerpunkt.
Und so fing es 1993 an: Zunächst lud die Volkshochschule einmal im Monat ins Kino im „Alten Schlachthof“ ein. Kurz darauf stieg im Dezember die offene Gruppe Filminteressierter mit ihren ersten Vorführungen ein. Sie begann mit der, nach eigener Aussage, rabenschwarzen Komödie „Der Rosenkrieg“: Es geht ums Weihnachtsfest und um eine scheinbare Bilderbuch-Idylle, die jedoch unweigerlich ins Chaos führt. Ebenfalls im Programm: „Kleine Vera“ – angekündigt mit dem Untertitel „Russische Impressionen“ – sowie zwei Wochen später „Cyrano von Bergerac“ mit Gérard Depardieu als unglücklichem Liebhaber und zum Jahresende der actionreiche Streifen „Bodyguard“ mit Kevin Costner.
Beim Eröffnungsfilm saßen die Zuschauer auf Stühlen aus der abgerissenen Kanaal-van-Wessem-Kaserne am Hiddingser Weg. „Das war noch Holzklasse“, schmunzelt Kino-Chef Richard Nüsken. Da werden die Besucher froh gewesen sein, dass sie sich später in die ausgemusterten weichen Sitze des ehemaligen Burgtheaters in der Marktstraße bequem zurücklehnen und gespannt auf Anfangsszene und Musik warten konnten. Als auch diese Polstermöbel ihre Macken hatten, übernahmen die Soester die Bestuhlung von Kollegen in Marburg. Ständig wurde geschraubt und erneuert, immer prägte der nostalgische Charme das Bild. Doch irgendwann ging es dann nicht mehr: Seit 2017 stehen nigelnagelneue rote Sessel im Saal.
30 Jahre Schlachthof-Kino in Soest – eine Zeitspanne mit ganz viel persönlichem Engagement, Erfolgen und Ereignissen, die Stoff für ein dickes Drehbuch liefern könnten. Thomas Zedler („der Zedler“) spielt als langjähriger Leiter in der Geschichte eine Hauptrolle. Als er im „Schlachthof“ anfing, managte der damalige Geschäftsführer Herbert Kanein noch alleine das Kino mit drei Vorstellungen pro Woche. Der umtriebige Thomas Zedler baute das dann zum Sieben-Tage-Programm aus, führte das Kinderkino und die Doku-Schiene ein und erfand auch die „Monatsauslese“. Immer wieder taucht das Schlachthof-Kino in der Liste der Preisträger auf Bundes- und Landesebene auf. Auszeichnungen, die Richard Nüsken als Zeichen besonderer Wertschätzung sieht. Der 39-Jährige freut sich aber auch über ein treues Stammpublikum, darunter ein Paar, das jeden Montag kommt, um Filme in Original-Version zu sehen.
Nach dem Motto „man muss die Feste feiern, wie sie fallen“ macht sich die Schlachthof-Crew zum Jahrestag am 29. April selber ein Geschenk und stellt ihr jüngstes Projekt vor: die Café.Bar Abspann, die das Angebot bereichert und zur gemütlichen Einkehr einlädt.
Heyke Köppelmann
Weitere Infos:
Publiziert am:
30.12.23