Oratorium „Maria – eine wie keine“ macht am 22. Mai auch Station in Soest

So ein Apostel hat es auch nicht immer leicht. Eigentlich wird Jakobus bei den Schauspielproben gebraucht. Aber gleichzeitig soll er auch noch den Pizzateig machen, denn Proben machen hungrig. Also knetet Merle, die im Oratorium „Maria – eine wie keine“ den Jakobus spielt, den Teig und rührt die Soße an. Währenddessen probt Regisseur Henner Kallmeyer ein Stockwerk tiefer in der Jugendkirche Soest eine Szene mit den Evangelisten und stellt klar: „Das ist nicht kitschig. Das hat Seele. Ganz viel Seele, weil die Musik von einem russischen Komponisten geschrieben wurde. Also: kein Kitsch, sondern Seele.“

Komponist Dmitri Grigoriev ist in St. Petersburg geboren, hat dort studiert, lebt aber inzwischen seit vielen Jahren in Deutschland und ist Kreiskantor in Lüdenscheid.  „Die Idee, über Maria ein Oratorium zu schreiben, ist ungewöhnlich“, erklärt er, was ihn an dieser Aufgabe gereizt hat. Von Beginn an waren er sowie der Librettist und Ideengeber der Inszenierung, Superintendent Dr. Manuel Schilling, sich darin einig, dass die Musik ein möglichst großes Genre-Mix abbilden und damit auch kirchenferne Besucherinnen und Besucher ansprechen soll: von Rap, über Klassik bis hin zu Gregorianik ist deshalb alles dabei.

Für die Videosequenzen zeichnet Johann Schilling verantwortlich. Der 25-Jährige studiert in Ludwigsburg an der Filmakademie Baden-Württemberg. Der junge Filmemacher weiß: „Menschen wollen Geschichten. Denn Geschichten erklären Unerklärliches. In Geschichten lässt sich etwas erleben, was man sonst nicht erleben kann. Man stirbt, ohne sterben zu müssen. Und man überlebt, ohne in Gefahr gewesen zu sein.“

Aber was genau ist eigentlich dieses Oratorium, das vom 18. Mai bis 1. Juni an acht verschiedenen Spielorten zwischen Lüdenscheid und Minden aufgeführt wird und auch in Soest Station? Zunächst einmal ist es ein kirchenkulturelles Ereignis, das es so noch nicht gegeben hat. Es ist gleichzeitig ein Oratorium mit viel Musik, ergänzt um Schauspiel und Film. Und zusätzlich auch eine Pilgerreise, denn die jugendlichen Schauspielerinnen und Schauspieler, die aus Soest und Lippstadt kommen, wandern nahezu die komplette Strecke in verschiedenen Etappen von Lüdenscheid bis nach Minden – immerhin satte 180 Kilometer.

Die Idee zu „Maria – eine wie keine“ hatte Dr. Manuel Schilling. Und warum gerade Maria? „Weil keiner mit ihr rechnet. Hand aufs Herz – wer findet Maria, die Mutter Jesu von Nazareth spannend und hält sie für ein wichtiges Thema, religiös, künstlerisch, gesellschaftlich?“

Regisseur Henner Kallmeyer verfügt über reichlich Erfahrung mit Schultheatern. Unter anderem hat er in Soest vor vier Jahren mit der Musikschule das Musikdrama „Die Stadt der toten Kinder“ inszeniert. Deshalb kann er auch gut mit der Tatsache leben, dass die Apostel, die einige der Hauptrollen spielen, bis auf eine Ausnahme durchgängig mit Schülerinnen besetzt sind: „Das ist mir nicht neu; die meisten, die Jugendtheater spielen, sind Mädchen. Ich habe keine Ahnung, woran das liegt. Dabei tut Theaterspielen allen gut!“

Wie gut – davon können sich die Besucherinnen und Besucher am 22. Mai in Soest überzeugen – ab 19 Uhr in St. Maria zur Wiese. Mitwirkende: Soester Projektchor, Alt: Anna Padalko, Klavier: Bettina Casdorff, Orgel: Dmitri Grigoriev, Musikalische Leitung: Annette Elisabeth Arnsmeier, Jugend-Theatergruppe Soest/Lippstadt.

Hans-Albert Limbrock

Publiziert am:

10.5.24