Grenzerfahrungen rund um das schöne Soest
Einmal im Jahr gehen die Soester an ihre Grenzen. Das bereitet ihnen großes Vergnügen, und sie laden auch ihre Nachbarn ein, um gemeinsam mit ihnen zu schauen, wo das jeweilige Terrain anfängt und aufhört.
Starke Männerarme hoben Elias Haverland auf den Schnadstein. Der 13-Jährige – hier mit Vater Stephan Haverland (rechts) und Rolf Meiberg – ist nun ein echter Soester Poahlbürger.
Foto: Heyke Köppelmann
Die erste Station der Wanderung: der Hof Oevel in der Ansiedlung Ostönnerlinde.
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Was steht denn da am Wegesrand? Ortsvorsteher Thomas Teiner (Rechts) kennt sich aus in Ostönnen und informierte gern.
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Der Imker Werner Volkmann (rechts) begrüßte die Schnadgänger in seinem Garten.
Foto: Heyke Köppelmann
St. Severin in Schwefe war einst auch Kirche des vom Dominikanerkloster im Paradiese abgespaltenen Damenstiftes. Alexander Baimann zeigt das Wappen, das an diese gemeinsame Geschichte erinnert.
Foto: Heyke Köppelmann
Immer wieder legten die Wanderer eine Rast ein – wie hier beim Abschluss in Schwefe.
Foto: Heyke Köppelmann
Wer will noch mal? Wer hat noch nicht? Wer an Werner Volkmanns Glücksrad die richtige Zahl traf, bekam ein Glas Honig aus eigener Imkerei.
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Alexander Baimann (links) kennt sich aus in Schwefe, das Kirchdorf, das nur wenige Kilometer vor der Soester Stadtmauer liegt. Der Autor mehrerer Bücher gab einen Einblick in die Kirchengeschichte.
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Einmal im Jahr gehen die Soester an ihre Grenzen. Das bereitet ihnen großes Vergnügen, und sie laden auch ihre Nachbarn ein, um gemeinsam mit ihnen zu schauen, wo das jeweilige Terrain anfängt und aufhört. Der Soester Geschichtsverein knüpft mit dem Schnadegang – heute als geselliges Brauchtum gepflegt – an die historischen Kontrollen an, als frühere Generationen loszogen, um festzustellen, ob es möglicherweisen zu heimlichen Verschiebungen der Gemarkungen gekommen war. Diesmal ging es von Ostönnen nach Schwefe. Stephan Haverland führte durch Feld und Flur, wobei sich die Ortsvorsteher Thomas Teiner aus Ostönnen und Ulrich Dellbrügger aus Ampen gern anschlossen. Mit dabei auch Kreisheimatpfleger Norbert Dodt, der ebenfalls in Ampen wohnt.
So geht Schnadegang heute: Natürlich darf das beliebte Poaläsen nicht fehlen, eine vom Beifall der Zuschauer begleitete Zeremonie, bei der Neulinge in der Runde hautnah – und daher besonders einprägsam – Bekanntschaft mit der Grenz-Markierung machen. Erstmals setzte Stephan Haverland einen „Schnadstein to go“ aus der Werkstatt Schulte in Büecke in den Boden. Schnadsteine stehen offenbar als Fundstücke hoch im Kurs, musste er nämlich in der Vergangenheit schon erfahren, einige Exemplaren seien bereits auf Nimmerwiedersehen verschwunden. Nun hat er einen Schnadstein, den er wieder mit nach Hause nehmen und ganz nach Bedarf einsetzen kann. Zum Poaläsen brachte Stephan Haverland, der auch als Initiator der Soester Glockenkonzerte bekannt ist, außerdem eine Flasche Wasser aus dem Großen Teich mit. Dann dauerte es nicht mehr lange, und zwischen Soest und Welver war der schon mit großer Spannung erwartete Spruch zu hören: „Wir stoßen dich dreimal auf den Stein, dann wirst auch du ein Poalbürger sein. 1,2,3 mit dem Äs ganz hart, und jetzt kennst auch du die Soester Schnad.“ Der 13-jährige Elias Haverland ist nun ein echter Soester Poalbürger, er soll nie vergessen, wo die Soester Grenzen liegen. Starke Männerarme hoben außerdem Alexander Baimann aus Schwefe auf den Stein, aber so, dass er Richtung Welver schaute.
Wer mit dem Geschichtsverein auf Wanderschaft geht, dem wird der Weg nicht lang, denn es gibt immer etwas zu erzählen und zu erleben. Die Gruppe zog zunächst zur Ansiedlung Ostönnerlinde, wo sie auf dem Hof Oevel eine kurze Rast einlegte. Thorsten Oevel, Ehefrau Sylvia und Sohn Darius informierten ihre Besucher anschaulich über den Alltag auf dem landwirtschaftlichen Betrieb. An der nächsten Station wartete schon Imker Werner Volkmann, der seinen Bienengarten vorstellte. Bald grüßte auch schon von Ferne der Turm von St. Severin in Schwefe, Ziel der Schnadegänger. Zuvor warfen sie aber noch einen Blick auf den Salzbrink, ein Naturschutzgebiet südlich von Schwefe und westlich von Paradiese mit salztoleranten, extrem seltenen Pflanzen, die sonst nirgendwo in der Gegend auftreten. Nach etwa zweieinhalb Stunden erreichte die Gruppe Schwefe, wo im Gemeindehaus bereits der Kaffeetisch gedeckt war. Dort ließen sich die Teilnehmer den von Stephan Haverland gebackenen Platenkuchen schmecken, ehe ihnen Alexander Baimann die evangelische Kirche vorstellte. Er kommt aus Schwefe und hat mehrere Bücher über das Dorf an der Blögge geschrieben.
Heyke Köppelmann
Publiziert am:
28.8.24