Ein Einblick in das "unbezahlbare Haus" im Park

Wer das Arbeitszimmer in der ersten Etage betritt, durchs Fenster auf die sich im Wind wiegenden Baumwipfel schaut, vor den vollgestopften Bücherregalen und den mit Steinen, Federn, Holzstücken beladenen Tischen steht, sieht es sofort: Das ist die Stube eines kreativen Kopfes. Die Szene vermittelt den Eindruck, als habe der Meister nur mal eben kurz sein Refugium verlassen. Vielleicht hält er sich gerade zu Studien in seiner Klause oben unter dem Dach auf. Oder der große Denker sitzt unten in der Halle und betrachtet das Leben. Das idyllisch im Bergenthalpark gelegene alte Fachwerkhaus atmet Geschichte und hat im Laufe vieler Jahre seine authentische Ausstrahlung als Wohn- und Werkstätte von Hugo Kükelhaus (1900-1984) bewahrt.

Der Geburtstag des Tischlers, Schriftstellers, Malers, Innenarchitekten, Designers, Philosophen, Pädagogen, Wegbereiters jährte sich am 24. März zum 125. Male. Dreißig Jahre lang, ab 1954, lebte und wirkte er in dem Wirtschaftsgebäude des ehemaligen von Dolffschen Hofes. Er mochte Soest, hatte die historische Stadt und die Soester Landschaft liebgewonnen und sich entschlossen zu bleiben, weil er sich, wie aus schriftlichen Aufzeichnungen hervorgeht, keine schönere Landschaft für sein Schaffen vorstellen konnte. Soest sollte es sein, obwohl auch Städte wie Münster den Universalkünstler und stark gefragten Fachmann gerne aufgenommen hätten. Hugo Kükelhaus hinterließ in Soest Spuren, sowohl in dem wegen der einzigartigen inspirierenden Atmosphäre von ihm so bezeichneten „unbezahlbaren Haus“ an der Nöttenstraße 29a als auch an vielen weiteren Stellen in der Stadt, abzulesen unter anderem an der Gesteinskomposition im Kreishaus, den Farbglasfenstern in der Pestalozzischule, den Objekten zu Sinneserfahrung im Bergenthalpark, der Kapelle auf dem Osthofenfriedhof oder Portalen der Kirchen Petri und Pauli.

DieHugo-Kükelhaus-Gesellschaft um den Vorsitzenden Jürgen Münch widmet sich mit großem Engagement dem Anliegen, das Werk eines Menschen zu pflegen und zu veranschaulichen, „von dem Impulse für unterschiedliche Lebensbereiche ausgingen“. Kükelhaus sei, so Jürgen Münch, seiner Zeit in vielerlei Hinsicht voraus gewesen, seine Ideen hätten bis heute nichts an Aktualität eingebüßt. Der Vorsitzende machte sich mit Schriften über Hugo Kükelhaus einen Namen und arbeitet derzeit mit dem aus Lippetal stammenden Literatur-Professor Elmar Schenkel an einer Biografie über den Soester Anreger und Sinne-Erwecker. Das Haus im Bergenthalpark trage die Handschrift von Hugo Kükelhaus. Im Jubiläumsjahr organisiert die Gesellschaft neben Gruppenangeboten mehrere öffentliche Führungen – eine gute Gelegenheit auch für viele Soester, die das Anwesen im Park zwar von außen kennen, aber noch nie die Räume mit dem kleinen Museum besucht haben. Die Möglichkeit, sich dort umzusehen, besteht ebenso amTag des offenen Denkmals im Spätsommer.

Offenbar führte der Zufall Hugo Kükelhaus und seine Ehefrau Milli zu der damals fast zerfallenen Scheune. Nach dem Krieg hatte die Familie, wie viele andere Künstler, Aufnahme im Hause Kätelhön in Wamel gefunden. So ruhig, idyllisch und friedlich es an der Möhne auch war, so förderlich und bereichernd die befreundete Künstlergemeinschaft, wuchs nach einigen Jahren doch der Wunsch nach mehr Platz und mehr Privatsphäre. Hugo und Milli Kükelhaus gingen auf Wohnungssuche. Die abbruchreife Scheune sollte zum hoch geschätzten Lebensmittelpunkt werden. In einer Beschreibung der Hugo-Kükelhaus-Gesellschaft heißt es: „Die vorsichtige und rücksichtsvolle Art des Umbaus war für die damalige Zeit ungewöhnlich und ist selbst heute noch für die Denkmalpflege beispielhaft.“

Jürgen Münch stellte Kükelhaus kürzlich bei einem Vortrag vor Mitgliedern des Geschichtsvereins als markante Persönlichkeit vor, die auf zentrale Probleme unserer Zeit aufmerksam machte, Wege zu ihrer Überwindung fand, gleichzeitig in vielen Bereichen gestalterisch und künstlerisch wirkte. Zitate von Kükelhaus wie „Spielraum lassen, Spielraum lassen. Das ist das Geheimnis“ oder „Was unse rschöpft, ist die Nichtanspruchnahme der Möglichkeiten unserer Organe und Sinne...“ stehen für sein Tun und Denken. Er prägte auch den Satz: „Auf dem Kopf stehend, sieht die Welt viel farbiger und aufregender aus...“

HeykeKöppelmann

Publiziert am:

10.4.25